Donnerstag, 19. April 2012

Fausts Beweggründe bzgl des Wahns der Wissenschaft




Faust begibt sich im Kapitel „Vor dem Tor“ mit Wagner auf einen Osterspaziergang. Meiner Meinung nach ist dieses Kapitel sehr wichtig, um zu verstehen, warum Faust an einer derartigen Zerrissenheit leidet.

Faust, der an sich eigentlich sehr vergnügt war, da vor dem Tor viele Leute unterwegs waren, die vergnügt spazierten, als er mit Wagner so durch die Landschaft streunert („ Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein“, V. 940), begegnet dem einfachen Volk (Bauern und armen Leuten) und wird von diesen als Arzt bezeichnet. Als Faust dieses hört, erweckt dies in ihm ein Schuldgefühl aus seiner Vergangenheit. Er und sein Vater, welcher auch Wissenschaftler war, haben zur Zeit der Pest eine Medizin entwickelt, die die Infizierten jedoch nicht geheilt hat, sondern noch schneller umgebracht hat. Als die Fremden ihn nun fälschlicher Weise als Arzt warnahmen und ihn auch so ansprachen, schoss diese alte Erinnerung in Faust hoch. Er kann nicht als Arzt bezeichnet werden, wenn er doch Menschen umgebracht wie sein Vater auch. Faust fühlt sich als Sohn eines Mörders (V. 1055).

Ich vermute, dass Faust wegen diesem Fehlers so starke Schuldgefühle hat, dass er versucht ihn mit der Wissenschaft wieder geradezubiegen. Er hatte versagt, seine Kenntnisse waren nicht fortgeschritten genug, um den an Pest erkrankten Leuten zu helfen und nun flieht er in die Wissenschaft, um als dieses Unwissen zu erlangen und strebt nach der totalen Erkenntnis.

Als ich das Kapitel gelesen habe, kam mir schon ziemlich zum Anfang die Idee, das diese Szene bestimmt schon das eine oder andere Mal künstlerisch umgesetzt wurde, da sie ein Motiv bietet, dass sich gut darstellen lässt. Es gibt viele Menschen und Wagner und Faust im Mittel, sie werden von einer wundervollen Landschaft umgeben, befinden sich aber noch in der Nähe des Stadttores. So habe ich begonnen im Internet zu recherchieren und bin bei diesem Bild hängen geblieben:

 http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/goethe/faust_szenen/osterspaziergang/Broch_Osterspaziergang_Bunte_Reihe-57__782x500_.jpg

 
Es hat mir von der Aufmachung sofort gefallen, da es sehr genau meinen Vorstellungen entsprach und auch das Verhältnis von Faust zu anderen Mitbürgern sehr treffend darstellt. Faust und Wagner befinden sich entfernt und abgegrenzt von der Menschenmenge. Dies verdeutlicht den Konflikt von Faust selbst, dass er sich weder den Menschen noch den Göttern richtig zuordnen kann. Er wird wie ein Heiliger von den anderen betrachtet, da er mehr weiß und ihnen wie ein überweltliches Genie vorkommt, deswegen tratschen sie auch über ihn mit vorgehaltener Hand.Auch die Kleidung unterstreicht diesen Kontrast zwischen Faust und dem Volk. Faust trägt einen prunkvollen, burgunderfarbenen Mantel, wohingegen die Menschenmenge schlichte Kleider trägt. Sie sind zwar auch farbenfroh, aber dennoch nicht derartig elegant wie die des Fausts. 





Aich im weiteren Verlauf des Osterspaziergangs von Faust und Wagner wird das Bekommen von Faust deutlich. 
Er selbst leidet unter seinem Drang nach Wissen. Er muss sich alles erklären können und kann mit anderen nicht weltlichen Dingen nichts anfangen, da er sich selbst im Weg steht, da er diese Dinge, wie zum Beispiel Religion, nicht erklären und somit nicht verstehen kann. Faust leidet somit unter seiner eigenen Begrenztheit, die er sich aber selbst zufügt ( "O glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! Was man nicht weiß, das eben brauchte man, Und was man weiß, kann man nicht brauchen.", (V. 1064–1067). Er selbst ist zu rational, um sich der Religion anzunehmen, möchte aber selbst gerne so selbstlos und frei sein, dieses zu können. 

Damit besteht die Funktion der Szene "Vor dem Tor" aus meiner Sicht gesehen darin, dass Faust seine Probleme von einer Meterebene aus betrachtet und so einen Grund für seine Zerrissenheit und für seine Hoffnungslosigkeit liefert. Dies dient dazu, dass man als Leser den Konflikt, der sich in Faust abspielt, besser nachvollziehen kann und überhaupt weiß, mit welchen Fragen sich Faust quält. 

2 Kommentare:

  1. Achtung - es muss Metaebene - nicht Meterebene heißen!
    Gut ist, dass Sie die Bildquelle angeben und am Text arbeiten - mich würde aber interessieren, ob Sie weitere Quellen (Internet, Sekundärliteratur, etc.) für Ihre Ansätze hinzugezogen haben.

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  2. Wie interpretieren, gestalten, beschreiben Sie die weiteren Szenen? Bis Ende der Szene "Nachbarin Haus" sollte gelesen und im besten Fall interpertiert und gestaltet werden.

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