Hallo ihr Lieben!
ich habe noch ungefähr sechs Wochen Schule, wovon zwei Wochen Frühjahrsferien sind und jetzt kommt meine Deutschlehrerin und möchte gerne Faust lesen. Wir wöllten doch die letzten Wochen schön unt entspannt verbringen. Also, Faust! Erkennt ihr den Wiederspruch? Genau, ich auch, denn Faust ist doch wohl eine der anspruchvollsten Lektüren, die der deutsche Lesekader aufweisen kann. Es fing ja schon damit an, dass wir mit einen Fragebogen in das Thema Faust einsteigen wollten. Schon dieser Fragebogen war meines Erachtens ziemlich knifflig. Wie versteht man die Frage : " Sind Sie schon einmal versucht worden?"? Ich hab geknobelt und gegrübelt und mir Löcher in den Bauch gefragt. Meint Sie, ob ich schon einmal in Versuchung geführt worden bin, oder ob ich schon einmal etwas versucht habr? Heißt es vielleicht, ob ich schon einmal verführt worden bin? Oder bin ich auf dem Holzweg und die Frage meint etwas total anderes? Ich weiß es bis heute nicht und sitze, während ich dies schreibe immer noch ungefähr so am Computer....
Quelle: http://www.google.de/imgres?start=127&hl=de&gbv=2&tbm=isch&tbnid=0ziXEUFh1HbQPM:&imgrefurl=http://de.123rf.com/photo_9075516_business-frau-in-office-ist-verzweifelte-und-schreit-isolated-on-white-background.html&docid=GaB0_ULxjcOjbM&imgurl=http://us.123rf.com/400wm/400/400/fotodesignjegg/fotodesignjegg1103/fotodesignjegg110300032/9075516-business-frau-in-office-ist-verzweifelte-und-schreit-isolated-on-white-background.jpg&w=1200&h=801&ei=YZlwT7vdHM7gtQbV--C7AQ&zoom=1&iact=hc&vpx=401&vpy=200&dur=2159&hovh=183&hovw=275&tx=158&ty=122&sig=103179726829376679051&page=6&tbnh=124&tbnw=157&ndsp=29&ved=1t:429,r:24,s:127&biw=1360&bih=605
Doch der Irrsinn sollte nicht aufhören. An einem wunderschönen und sonnigen Freitag sitzen wir in der Klasse und lesen die erste Einführung Goethes in seinen "Faust". Warum erste....weil es drei Einleitungen von Goethe in sein Werk gibt, die alle unterschiedlichster Art sind. Also habe ich angefangen, mich umzuschauen und erblickte 27 Gesichter mit dicken Fragezeichen im Gesicht. Genauso sah es zunächst auch bei mir aus. Nach mehreren Lesen und Wiederlesen wird mir die Absicht von Goethe aber langsam klar. Er erläutert selbst als lyrisches Ich, dass ihn sein Werk und dessen Charaktere nicht loslassen und er dazu gezwungen ist, weiterzuschreiben an "Faust", ganz nach dem Motto: "Es ist noch nicht alles gesagt": Mir istzusätzlich zu dem autobiografischen Hintergrund, den wir im Unterricht erarbeitet haben, auch noch aufgefallen, dass Goethe dem Werk gegenüber ziemlich zwiespältige Gefühle in sich trägt. Er scheint einerseits froh, von seinem Werk und den Figuren NICHT losgelassen zu werden ("kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf", V. 12 aus Reclam: Johann Wolfgang Goethe - Faust: Der Tragödie Erster Teil) und dass er von wohlwollenden Erinnerungen heimgesucht wird. Andererseits aber scheint ihm diese Erinnerung und dieses erneute Schreiben auch Schmerzen hinzuzufügen, da er den Prozess und die tragische Handlung von "Faust" erneut durchlaufen muss ("der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage", V. 13 us Reclam: Johann Wolfgang Goethe - Faust: Der Tragödie Erster Teil).
Ich frage mich, warum er einen weiteren Teil von Faust schreibt, wenn er durch das Schreiben derartig gequält wird. Für mich gibt es nur eine Erklärung: Goethe muss dem Stück verfallen sein. Er wird quasi von ihm gezwungen, eine Fortsetzung zu verfassen, obwohl er es Leid ist. Schon während des Lesens ist mir aufgefallen, dass Goethe seinen "Faust" personifiziert, ihm menschliche Charakterzüge verleiht ("schwankende Gestalten", V. 1, "trüben Blick", V. 2, "wie ihr aus Dunst und Nebel um mir steigt", V.6 aus Reclam: Johann Wolfgang Goethe - Faust: Der Tragödie Erster Teil). Er scheint gar nicht mehr zu realisieren, dass es sich bei "Faust" um ein Drama und nicht um einen realen Menschen handelt, der ihn erdrückt und sich ihm aufzwängt. Goethe hat sein Werk lebendig werden lassen und mir scheint, dass ihn dies sehr belastet, ansonsten hätte er solch einen Einstieg in seinen Faust nicht genutzt, denn eine Einleitung soll zum Lesen einladen und Interesse wecken. Hier hingegen wird man beinahe abgeschreckt, dass einen die Geschichte nicht mehr loslassen wird, jedoch im negativen Sinn, sodass man immer wieder an die Charaktere und ihr Handeln denken muss, obwohl man es nicht will. Dies ist der casus knactus:), welcher in mir NICHT das Bedürfnis erweckt hat, Fasut weiterzulesen und ein wenig in ihm zuschmöckern, aber schmöckern wäre ja auch zu einfach
Ich bin aber dennoch gespannt, was mir Faust noch so bringen wird...:) und werde euch nachtürlich auf dem Laufenden halten....
lg Mandy
Die Personifizierung des Dramas halte ich für einen interessanten Gedanken. Sind dir beim weiteren Lesen noch weitere Beweise für diese Theorie begegnet?
AntwortenLöschenJa, ich habe noch weitere Beweise für meine Theorie. Und zwar finde ich, dass Faust selber eine Personifizierung mit dem typischen Menschen aus dem Sturm und Drang ist. Er ist sehr naturzugewandt und äußerst emotional. Desweiteren möchte Faust sich auch losreißen von den Zwängen aus der vorherigen Epoche, der Aufklärung, und nicht mehr nur der Wissenschaft dienen, sondern auch nicht irdische Dinge (wie Religionen, überweltliche Mächte) verstehen. Auch Goethe war Anhänger dieser Bewegung, also ein typischer Bursche des Sturm und Drangs. Hier zeige ich die Paralelle zwishen Faust und Goethe, sodass Goethe sich selbst durch die Person des Fausts darstellt und damit Faust autobiografische Züge hat. :)
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